„Politischer Aschermittwoch“ der Liberalen: Bundesprominenz und Bürgermeister-Kandidatin

23.03.2019

 

Mit Michael Theurer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten im Bundestag, hatten die Liberalen für ihr diesjähriges Heringsessen am „Politischen Aschermittwoch“ einen hochkarätigen Gesprächspartner aus der ersten Reihe der Bundespolitik zu Gast. Der denn auch die Erwartungen erfüllte und die kulinarischen Leckerbissen mit einer frischen Tour d’Horizon durch die Bundespolitik würzte.

Doch zu allererst gratulierte er Nadja Gneupel, Eppsteiner Stadtverordnete der Freien Demokraten, zu ihrer Entscheidung, für die Bürgermeister-Wahl im Mai zu kandidieren. Angesichts ihrer Tatkraft ist sich Theurer sicher, dass sie gute Chancen hat, das Bürgermeisteramt zu erringen. Er sprach aus eigener Erfahrung: „Jung zu sein ist alles andere als ein Kriterium, das gegen eine Kandidatur spricht.“ Er selbst habe mit 27 Jahren für das Bürgermeisteramt in Horb kandidiert und die Wahl gewonnen. Und fügte sein Bonmot hinzu: „Jugend ist eine Krankheit, die mit jedem Tag besser wird.“

Besonders hob er hervor, dass Nadja Gneupel als Schwangere ihre Kandidatur nicht aufgibt, sondern umso mehr mit Elan weitertreibt. Ein Kind zu haben, zumal wenn, wie in ihrem Fall, der Partner die Aufgaben der Elternzeit übernimmt, sollte und darf kein Grund sein, politische Ambitionen und den Dienst an der Gesellschaft aufzugeben. Theurer: „Wir fordern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, da muss es auch möglich sein, dass eine Bürgermeisterin ein Kind haben kann, ohne auf ihr Amt verzichten zu müssen.“

Im Bundestag werde über Frauenquoten diskutiert, Nadja Gneupel wolle das, was die Quote leisten soll, aus eigener Kraft erringen. „Da kann man nur den Hut ziehen und sagen: Wer so viel Entschlusskraft und Power mitbringt, hat das Zeug, ein solches Amt erfolgreich auszufüllen.“

Gefragt, was sie für Eppstein tun möchte, antwortete Nadja Gneupel, dass die Stadt als Ganzes und ihre Stadtteile vorangebracht werden müssten. Zu wenig sei in den vergangenen Jahren geschehen. Als Aktionsfelder nannte sie die Nutzung der Digitaltechnik in der Stadtverwaltung. Beispielhaft ging sie auf die Lage des Einzelhandels in Alt-Eppstein ein, für den sie sich als Bürgermeisterin vorstellen könne, mit neuen Anstößen gemeinsame geschäftliche Aktivitäten ins Leben zu rufen, zum Beispiel ein Ladengeschäft, in dem Hersteller aus Eppstein ihre Produkte vermarkten.

Desgleichen möchte sie die Kooperation in den Gewerbegebieten dort verbessern, wo neue Techniken dies möglich machen. Nadja Gneupel sieht ferner den Tourismus rund um die Burg, die Einbettung der Stadt in die Taunuslandschaft und viele weitere Ansatzpunkte, Eppstein attraktiver zu machen. Schließlich fordert sie, die neue Ortsmitte in Vockenhausen zu einem echten Zentrum auszubauen. Eppsteins Qualität als Wohnlage müsse zudem gefördert und besser herausgestellt werden.

Theurer kritisierte beim gut besuchten Heringsessen im Bürgersaal im Rathaus Alt-Eppstein den Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier. Seine „neue Industriepolitik“ hält Theurer für einen veralteten Rückfall in staatsdirigistisches Denken. Stattdessen sei es das Gebot der Stunde, sich marktwirtschaftlich nach vorne zu orientieren. In Altmaiers Ansatz erkennt Theurer eher staatliche Planifikation à la française als eine zukunftsfähige Ausrichtung der Wirtschaftspolitik. Dagegen habe die soziale Marktwirtschaft die Wirtschaft Deutschlands so erfolgreich gemacht hat. Sein Rezept lautet denn auch, den Mittelstand und dessen kreatives Potenzial durch entlastende Rahmenbedingungen zu stärken. Seiner Einschätzung nach braucht die Wirtschaft mehr Wettbewerb und keine Monopolisten, deshalb sei ein Verbot des Zusammengehens von Siemens und Alsthom richtig. Bei den derzeitigen gewaltigen Haushaltsüberschüssen sei die Gelegenheit so günstig wie nie, in Bildung und Infrastruktur zu investieren anstelle neuer Belastungen für die Sozialsysteme. Im Wettbewerb mit China und Amerika sei Deutschland in der Mitte Europas gefordert, sich auf seine besten Tugenden und Stärken zu besinnen.

Thomas Uber